Fis
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So klang das Glück meiner Kindheit.
Im Viertelstundentakt schlugen die kleinen Hämmer in der schwarzen Wohnzimmeruhr meiner Großeltern den Westminstergong. Wenn ich den hörte, war ich sicher, geborgen, umhegt. Nirgendwo fühlte ich mich wohler. Als mein Opa gestorben war, begleitete die Uhr meine Oma ins Pflegeheim. Als auch sie starb, schenkten mir meine Eltern zum nächsten Weihnachtsfest das schwere Erbstück. Da erst fiel mir auf, dass das hölzerne, mit Klavierlack überzogene Zifferblatt feine Risse hatte. Woher kommen die, fragte ich meine Mutter. "Die stammen aus dem April 1945", erzählte sie. "Als die Pfosphorbomben auf Wittenberge fielen und die Flammen aus unserem Haus schlugen, lief Vati noch einmal in die Wohnung. Das Einzige, was er noch retten konnte, war die Uh. Er schmiss sie aus dem Fenster Dort fiel sie auf die Matratze der Nachbarn. "Und warum war ihm ausgerechnet die Uhr so wichtig?" "Die hatte er 1937 auf der Leipziger Messe von dem Geld gekauft, das er für sein Motorrad bekommen hatte, eine DKW Luxus 200." Eine Uhr für ein Motorrad? "Seine Schwiegermutter bestand darauf, dass er es verkaufte, als meine Mutter mit mir schwanger war."
Inszwischen steht die Uhr auf unserer Bücherwand - eine Familienerinnerung, die mehr erzählt als ein gerahmtes Bild. Das Hammerwerk ist seit einigen Jahren kaputt. Wenn ich zu ihr aufschaue, klingt mir der Westminstergong trotzdem in den Ohren.
Doch erst, als ich die Geschichte zum letzte Weihnachtsfest meiner Tochter erzählen wollte, kam ich auf die Idee, den Text für die Westminstermelodie nachzuschlagen. Ich las ihn wieder und wieder:
O Lord our Lord
Be Thou our gide
That by thy help
No foot may slide.
Oh Herr unser Gott
Sei du unser Begleiter
Dass durch deine Hilfe
Kein Fuß ausgleiten möge
Der andere Advent 2015/16
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14. Türchen - 9. Buchstabe ist ein B